Diese Woche sollte für uns ganz im Zeichen des Vildmarksvägen stehen. Wir hatten in Östersund vom Didi Bus den Tipp bekommen, dass wir uns diesen unbedingt anschauen sollten. Und so verwarfen wir unsere eigene Idee nach Åre zu fahren und stattdessen ging es auf die Wildnissstraße.
Der Vildmarksvägen ist etwa 500 km lang, unsere Tour von Strömsund über Stekenjokk nach Vilhelmina immerhin 370 km. Sowohl in Reiseführern als auch auf Schildern wird davor gewarnt, dass auf der gesamten Strecke nur eine Tankstelle sein soll. Das ist (wie wir später rausfanden) ein wenig übertrieben, mittlerweile gibt es vielerorts zumindest eine SB-Zapfsäule. Richtig ist aber nach wie vor, dass Teile der Strecke, speziell die Straße durch das Hochplateau von Stekenjokk nur von Juni bis Mitte Oktober mit dem Auto befahrbar ist. In den anderen Monaten ist die Strecke für Autos (oder meinen sie Touristen?) gesperrt.
Auch wenn unser BABA noch nicht wieder ganz fit ist (wir haben weiterhin Probleme mit dem Kühschrank), machten wir uns auf den Weg in die Wildnis, in der Hoffnung weitere Rentiere, Elche oder vielleicht sogar Bären zu sehen. Natürlich machten wir den Tank nochmal voll, wer weiß wann wir das nächste Mal an einer Tankstelle vorbeikämen, und füllten unsere Wasservorräte auf.
Erster Stop: Hällingsåfallet
Unser erster Stop auf dem Vildmarksvägen führte uns zum Hällingsåfallet, einem Wasserfall, der einen „lebenden“ Canyon bildete. Das Wasser sucht sich dort seinen Weg und hinterlässt tiefe Schluchten in der felsigen Landschaft. Rund um den Hällingsåfallet gibt es mehrere Wanderwege und Grillplätze um dort einen schönen Tag zu verbringen.
Ursprünglich war unser Plan auch dort auf dem Rastplatz am Hällingsåfallet zu schlafen (was problemlos möglich ist) aber als wir unseren Schlafplatz für die Nacht fanden, waren wir froh, dass wir noch etwa 2 Stunden Schotterpiste bis nach Gäddede weitergefahren sind.
Übernachtung in Gäddede
Im Lonely Planet wurde Gäddede als der einzige Ort mit Tankstelle beschrieben und das man dort Ausflugstouren zu anderen Highlights buchen kann. Dementsprechend haben wir von Gäddede nicht viel erwartet und wollten nur irgendwo einen schönen Platz für die Nacht finden – und fanden diese tolle Ecke:
Während der knapp 24 Stunden hatten wir diese kleine Paradies die meiste Zeit für uns. Bei 28 Grad und Sonne waren wir vor und nach der Arbeit im Kvarnbergsvattnet schwimmen. Da mehrere Bergflüsse in den See münden, war es seeehr frisch, war man aber erstmal drin, ging es eigentlich. Nur schweren Herzens verließen wir diesen Ort wieder, aber es sollten ja noch weitere Highlights entlang des Vildmarksvägen folgen.
Ankerede – Der Treffpunkt der Sami
Für Nicole durfte auch ein Besuch des Sami-Treffpunkts Ankerede nicht fehlen. Ankerede ist für das große Sami-Fest zu Midsommar bekannt. Die Koten (die traditionellen Holzhütten der Sami) konnten wir zwar von außen besichtigen, aber was uns wirklich interessiert hätte, wie es von innen aussieht und wie die Sami in den Koten leben, war leider nicht möglich.
Wir blieben noch eine Nacht auf dem angrenzenden Parkplatz in Ankerede bevor es am nächsten Morgen weiter nach Stekenjokk ging.
Das Hochplateau Stekenjokk
Stekenjokk – so heißt es – ist der Geburtsort vieler Tausend Rentiere. Entsprechend gespannt waren wir, ob wir wieder Rentiere sehen würden, so wie zuletzt auf dem Flatruet. Hier fiel uns das erste Mal auf, dass über und rund um die Berge leichte Rauchschwaden lagen. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht bewusst, dass Schweden mit den ersten Waldbränden zu kämpfen hatte. Aber dazu später mehr.
Das Stekenjokk Plateau bietet eine atenberaubende Aussicht auf die umliegenden Seen und Berge und ist definitiv einen Besuch wert. Mit ein bisschen Glück erwischt man vielleicht sogar einen der etwas einsameren Parkplätze und kann Rentiere sehen. Wir standen auf dem großen Hauptparkplatz, auf dem es durch die Hitze bedingt sehr staubig war. Auch mit den Rentieren hatten wir kein Glück. Eigentlich haben wir so gut wie gar keine Tiere gesehen.
Das Stekenjokk Plateau ist aber nicht nur bekannt für Rentiere, sondern für seinen Wind. Im November 2017 wurde hier die stärkste Windstärke Schwedens gemessen. Und da wir das angekündigte Unwetter nicht hier verbringen wollten, entschlossen wir uns am nächsten Tag weiterzufahren.
Unterwegs fuhren wir noch an reißenden Flüssen, Wasserfällen und dem Sami Dorf Fatmomakke vorbei, die wir aber alle recht schnell hinter uns ließen, da nicht nur das Wetter umschlug, sondern uns auch so langsam der Strom ausging (das ist das große Problem, wenn man von unterwegs arbeitet und die Solaranlage nicht vernünftig funktioniert).
Vielleicht kommen wir ja nochmal irgendwann dazu, uns den zweiten Teil des Vildmarksvägen genauer anzusehen.