Nachdem wir den Vildmarksvägen ein wenig überstürzt verlassen mussten, ging es für uns in die Zivilisation. Strom, Frischwasser, Grauwasser, Toilette – als aufmerksame Leser kennt ihr das mittlerweile. In Sorsele fanden wir einen schönen Camping-Platz, wo wir neue Pläne für unsere Weiterfahrt schmiedeten.
Camping in Sorsele
Unser Weg führte uns nach Sorsele, genauer zum Sorsele Camping. Hier konnten wir Strom tanken, Wäsche waschen, einkaufen und – das war unser Highlight – kostenloses, schnelles Internet nutzen. Neben Updates und Backups konnte wir endlich mal wieder ohne schlechtes Gewissen bei Youtube reinschauen und machten spontan einen kleinen Filmabend.
Erst später fanden wir heraus, dass der Platz von einem deutsch-/französischen Paar betrieben wird, die nach einem Burnout nochmal etwas ganz anderes wagen wollten und so zu Campingplatzbetreibern in Schweden wurden. Wie cool ist das denn bitte?
Waldbrände in Schweden
Da es Berichten zufolge in Schweden seit Mai nicht mehr richtig geregnet hatte, wurde dieser Sommer in Schweden in vielerlei Hinsicht zum Rekordsommer: Die Nachrichten über Rekordtemperaturen und bestes Badewetter wurden immer mehr durch verheerende Waldbrände verdrängt.
Besonders in Süd- und Mittelschweden kamen die Feuerwehren mit dem Löschen nicht mehr hinterher und konzentrierten sich darauf, die Feuer von Wohnsiedlungen fernzuhalten. Kein Wunder, denn Schweden ist zu etwa 80% von Wald bedeckt.
Auch mit Veröffentlichung dieses Artikels sind die Feuerwehren noch immer damit beschäftigt die Waldbrände zu bekämpfen – mittlerweile unterstützt von Feuerwehren aus ganz Europa.
Kein Wunder also, dass die schweren Waldbrände in Schweden früher oder später auch Einfluss auf unsere Reisepläne haben würden. Denn wir wollten weder den Feuerwehrleuten im Weg stehen, noch unnötigerweise in waldbrandgefährdete Gebiete fahren. Und so standen wir vor der großen Frage: Jokkmokk oder Luleå?
Jokkmokk oder Luleå? Wo feiern wir unser 4-wöchiges Jubiläum?
Einer der größten Vorteile unserer Art zu reisen ist, dass wir recht spontan unsere Pläne anpassen können. Sei es, dass wir dem schlechten Wetter entfliehen wollen oder wie in diesem Fall den Waldbränden.
Und so beschlossen wir, bevor es weiter nach Jokkmokk ging, noch einen kleinen Abstecher nach Luleå (Stellplatz Lueå) an der Ostküste zu machen. Luleå ist vor allem für 2 Dinge bekannt: 1. Gammelstaden (das alte Luleå) mit der Kirche und den Kirchenhäusern und 2. die vorgelagerten Schären – felsige Inseln vor der Küste von Luleå.
„Bootstour? Das klingt doch gut und sorgt vielleicht auch für ein wenig Erfrischung.“
Leider kamen wir ein wenig zu spät um bei der großen Bootstour, die jeden Sonntag stattfindet, teilzunehmen. So schauten wir uns ein wenig die Stadt an, feierten unser Jubiläum „4 Wochen auf Europareise“ bei Bastard Burgers und gingen uns regelmäßig im Wasser abkühlen.
Weiterfahrt nach Jokkmokk
Nachdem die Waldbrände sich in und um Jokkmokk nicht weiter auszubreiten schienen und Gewitter (und damit immerhin auch Regen) vorhergesagt wurde, wagten wir in der Mittagspause die Fahrt Richtung Jokkmokk.
In der Aufregung um die Waldbrände hatten wir ganz vergessen, dass Jokkmokk nicht nur eine Sami-Stätte ist, sondern auch der nördliche Polarkreis durch Jokkmokk verläuft. Natürlich durfte ein Foto vor dem Schild nicht fehlen und wir verewigten uns in der Hütte mit unserem Wundertrips-Aufkleber.
Wir hatten uns einen schönen Camping-Platz rausgesucht, der auch kostentechnisch in unser Budget passte, doch als wir dort um kurz nach 18 Uhr ankamen waren bereits alle Plätze belegt. Stattdessen übernachteten wir auf dem Stellplatz Jokkmokk am Polarkreis an der E45 und sprangen bei gefühlten 27 Grad nochmal in den angrenzenden See Östkieratj.
Am nächsten Tag, wir hatten gerade unsere Rechner zugeklappt, zog ein kräftiges Gewitter auf und statt nochmal baden zu gehen, fuhren wir zum Ájtte, dem Hauptmuseum für samische Kultur in Jokkmokk.
Während Moe und ich in BABA warteten, lernte Nicole die Kultur der Sami noch besser kennen, bevor wir am Abend Richtung Gällivare weiterfuhren.
Sieht so der Supermarkt der Zukunft aus?
In Gällivare angekommen, gingen wir zum ersten Mal in einem ICA Kvantum einkaufen und wir lernten, ICA ist nicht gleich ICA. Der ICA Kvantum ist die große, moderne Version eines Supermarkes. Digitale Preisschilder, Selbstbedienungskassen und smartphoneähnliche Einkaufsscanner – so sieht wohl die Zukunft des Einzelhandels aus – hier in Schweden ist sie schon Wirklichkeit! 😉
Abgesehen davon sind wir immer wieder beeindruckt, dass man in Schweden beinahe überall mit Karte zahlen kann. Und nicht nur das: Während der Kassierer noch deine Einkäufer über den Scanner zieht, kannst du parallel schonmal deine Karte einstecken und den Pin eingeben.
Wenn dann die gesamte Ware übers Band gelaufen ist, bestätigst du den Endbetrag noch einmal kurz am Kartenlesegerät und bist fertig. WARUM IST IN DEUTSCHLAND NOCH NIEMAND AUF DIESE IDEE GEKOMMEN? Im Schnitt kann so 30-60 Sekunden Zeit pro Kunde gespart werden. PRO KUNDE!
Gegen Abend fanden wir einen Stellplatz an einem Badesee inklusive Fitnessparkours, an dem wir am nächsten Tag gut arbeiten konnten bevor wir weiter Richung Kiruna fuhren.
3 Kommentare
Hi ihr Drei,
ich war in Schweden auch immer ganz begeistert von den Supermärkten und richtig beeindruckt von den Maxi ICA Stormarknad Filialen, das sind ICA Kvantums in groß, mit dem gleichen technischen Schnickschnack.
Besonders praktisch fand ich auch Tanken mit Kreditkarte an der Zapfsäule, das geht in Dänemark ja auch. In Deutschland stellt man sich lieber an die Schlange beim Kassenhäuschen und wartet dann auf das langsame Kartenlesegerät…
Also smarte Lösungen können die Skandinavier in meinen Augen besser als die Deutschen…
Weiterhin viel Spaß und gute Fahrt!
Grüße aus dem heißen Berlin
Moin Angelina,
stimmt, wenn man es erstmal raus hat, wie das Tanken in Schweden funktioniert, ist es wirklich viel schneller. Wir haben uns zu Anfang etwas schwer getan, weil es meistens keine Möglichkeit gibt, auf deutsch umzustellen (wir haben also alles mit Google Translate übersetzen lassen). Mittlerweile geht es auch ohne 😉
Im Supermarkt gibt es ja sogar EC-Geräte, die erkennen, dass man aus Deutschland kommt und zeigen dann alles auf deutsch an. Deutschland kann sich auf jeden Fall noch etwas von Skandinavien abgucken.
Wenn ich eure Reise so nachvollziehe und sehe, wie weit ihr mittlerweile gekommen seid, hab ich immer noch das Gefühl, dass es einfach ein großartiger Urlaub ist. Dabei arbeitet ihr fleißig und seid echt viel beschäftigt. Wahnsinn! Die Supermärkte klingen ja echt klasse. Da fällt das ewiglange Schlangestehen durch den halben Laden wohl weg. 🙂 Das wäre mal wünschenswert, dass wir in Deutschland (komme mir grade echt vor, wie hinter dem Mond) auch auf den Trichter kommen.
Wie verständigt ihr euch eigentlich? Könnt ihr etwas Schwedisch oder kommt man mit Englisch gut durch?
Grüßle
Sandra & Shiva