10 Wochen sind wir mit dem Wohnmobil durch Schweden gereist. Als wir uns auf den Weg nach Schweden machten, war es zwar nicht das erste Mal, dass wir dorthin fuhren, aber das erste Mal, dass wir mit dem Wohnmobil nach Schweden gefahren sind. In Blogs und Foren lasen wir dabei sehr widersprüchliche Aussagen, deswegen haben wir unsere Erfahrungen in diesem Artikel zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Die Anreise: Per Fähre oder über die Autobahn?
Da wir unsere Reise aufgrund eines nicht absehbaren Werkstatttermins schlecht planen konnten, entschieden wir uns gegen die Fähre und für den Landweg. Zeitlich nimmt sich das eigentlich nichts. Man kann über die Autobahnen in etwa genauso schnell sein, wie mit der Fähre inkl. Wartezeiten. Bei den Kosten sieht das schon anders aus. Sprit + Maut gehen schon ordentlich ins Geld, sodass man mit einem frühgebuchten Fährticket (ggf. sogar in der Nacht) günstiger mit dem Wohnmobil nach Schweden einreist.
Mautgebühren in Dänemark und Schweden
Um mit dem Wohnmobil nach Schweden über den Landweg einzureisen, muss man 2 mautpflichtige Brücken passieren: Die Storebælt in Dänemark und die Øresund-Brücke von Kopenhagen nach Malmø. Die aktuellen Tarife lassen sich auf den jeweiligen Websites Storebælt-Brücke und Øresund-Brücke nachlesen. Wir haben im Juni 2018 für die Storebælt Brücke 34,00 € und für die Øresund-Brücke 59,00 € bezahlt.
Dabei spielt sowohl die Länge als auch das Gewicht eine Rolle bei der Tarifeinstufung und hier haben wir die unterschiedlichsten Dinge gehört und gelesen. Denn unser Baba 2000 E wiegt zwar unter 3,5 Tonnen, ist aber mit 6,06 Meter eigentlich ein bisschen zu lang, sodass wir in der nächsten Tarifgruppe landen würden, die auch gleich doppelt so teuer ist.
Ob es nun an der Freundlichkeit des Maut-Mitarbeiters lag oder dass bei der Messung eine kleine Toleranz berücksichtigt wurde, wissen wir nicht. Aber in beiden Fällen wurden wir als Wohnmobil mit maximal 3,5 Tonnen und unter 5,99 Meter eingestuft.
Grenzkontrollen in Dänemark und Schweden
Seit einiger Zeit werden an der Grenze Deutschland—Dänemark und Dänemark—Schweden wieder Grenzkontrollen durchgeführt. Während wir an der dänischen Grenze direkt durchgewunken wurden, wurde an der schwedischen Grenze schon etwas genauer hingeschaut. Aber nach kurzer Kontrolle unserer Ausweise und Moes EU-Heimtierausweis, konnten wir unsere Fahrt mit dem Wohnmobil nach Schweden fortsetzen.
Die Einreise mit Hund ist nach Schweden übrigens deutlich weniger streng als beispielsweise nach Norwegen. Hat der Hund alle in Deutschland empfohlenen Impfungen, kann er auch problemlos in Dänemark und Schweden einreisen.
In Schweden angekommen: Wo finde ich was?
Die meisten Reisenden, die mit dem Wohnmobil nach Schweden fahren, werden in Südschweden ankommen. Südschweden hat eine sehr gute Infrastruktur, es gibt viele Stellplätze, Campingplätze und auch Ver- und Entsorgung ist in Südschweden eigentlich kein Problem.
Einkaufen in Schweden
Auch mit dem Einkaufen sieht es in Südschweden gut aus, da ein LIDL in vielen größeren Städten vorhanden ist. Das macht es gerade in den ersten Tagen einfacher. Einige Produkte sind auf deutsch beschriftet und auch preislich orientiert sich LIDL Schweden eher an deutschen Preisen, es ist also sogar ein wenig günstiger als zum Beispiel beim Konkurrenten ICA Supermarkt oder Coop. Der aus Deutschland bekannte Baumarkt Bauhaus ist auch in Südschweden mit ein paar Filialen zu finden, die Produkte sind ebenfalls teilweise auf Deutsch beschriftet.
Je weiter nördlich du möchtest, desto dünner besiedelt ist das Land und auch bei der Auswahl der Supermärkte wird es dünn. Einen ICA findest du aber eigentlich immer, auch wenn du dafür ein paar Kilometer mehr fahren musst, als bisher. Als Baumarkt Alternative gibt es sonst noch Biltema, die ihren Parkplatz teilweise auch Campern für max. 24 Stunden zum Übernachten im Wohnmobil anbieten.
Alkohol gibt es in Schweden übrigens nur bis maximal 3,5% im Supermarkt. Und so findet man auch im Supermarkt nur eine Light-Variante von bekannten Biersorten. Alles über 3,5% kann nur in einem sogenannten Systembolaget gekauft werden. Außerdem gibt es eine höhere Steuer auf alkoholische Getränke. Als Deutscher überlegt man sich dann zweimal, ob man wirklich Lust auf ein Bier hat.
So will die schwedische Regierung dem Alkoholismus entgegen wirken. Ob es wirklich hilft? Zumindest wir haben in Schweden deutlich weniger Alkohol getrunken.
Gasflaschen in Schweden
Deutsche Flasche auffüllen oder schwedische Flasche kaufen?
Wir haben uns direkt vor unserem Urlaub noch eine volle 11 KG Gasflasche in Deutschland geholt, da wir gelesen haben, dass diese sich in Schweden bei speziellen Händlern auch aufffüllen lässt. Auch hier gilt allerdings, während in Südschweden viele Händler das Wiederauffüllen von deutschen Gasflaschen anbieten, muss man in Mittel- und Nordschweden mitunter 2-3 Stunden Fahrt auf sich nehmen. Ein Auffüllen der Flasche(n) sollte also gut geplant sein.
Generell ist Gas in Schweden deutlich teurer als in Deutschland. Je nach Region kann der Preis zwischen 400 und 600 SEK für 11 KG liegen. Wir haben für unsere deutsche 11 KG Flasche knapp 400,- SEK bezahlt und waren damit mehr als zufrieden. Allerdings haben wir unsere Route auch so geplant, dass wir bei einem der Gashändler in Östersund vorbeikommen. Eine Übersicht der Händler mit deutschen Gasflaschen findest du hier: Gasfüllstationen und Gastausch-Stationen in Schweden.
Deutsche Platznachbarn in Östersund erzählten uns, dass sie seit 20 Jahren mit dem Wohnmobil nach Schweden fahren und bis zu 5 Gasflaschen dabei haben (deutsche, schwedische und Festtank).
Ver- und Entsorgungsstationen in Schweden
Wer mit dem Wohnmobil in Schweden unterwegs ist, kann sich über eine Vielzahl von kostenlosen Rastplätzen mit Ver- und Entsorgungsstationen freuen. Auf der Website Trafikverket findest du eine Übersicht der offiziell Ver- und Entsorgungsstationen des Landes. Dort kannst du auch sehen, ob ein Rastplatz eine Entsorgungsmöglichkeit für (Chemie-) WC (auf schwedisch Latrintömning) anbietet.
Weitere Entsorgungsmöglichkeiten gibt es ab und zu in der Nähe von Stell- und Campingplätzen oder gegen Gebühr direkt auf den Camping- und Stellplätzen. Auch an einigen Tankstellen gibt es zumindest die Möglichkeit Frischwasser zu zapfen. Wir haben mittlerweile gelernt, dass man jede Möglichkeit zur Ver- und Entsorgung nutzen sollte, da man nie weiß, wann sich die nächste Gelegenheit bietet (selbst, wenn auf der Karte etwas anderes steht).
Gesetze und Regeln in Schweden
Auf den ersten Blick unterscheidet sich Schweden nur wenig von Deutschland. Erst auf den zweiten Blick stellt man fest: „ach so ist das hier“ oder „das könnte teuer werden“. Wenn du mit dem Wohnmobil durch Schweden fährst, dann sind zunächst einmal Straßen, Schilder und natürlich auch das Tanken wichtig.
Tanken in Schweden
Ein Großteil der Tankstellen Schwedens wurden mittlerweile auf Kartenzahlung umgestellt, d.h. du bezahlst direkt an der Tanksäule mit deiner EC- oder Kreditkarte, selbst wenn die Tankstelle noch einen Laden mit Personal hat. Da es allerdings selten einen Knopf zur Sprachwahl gibt, solltest du bei den ersten Malen eine App wie die Google Übersetzung parat haben, denn sonst verstehst du u.U. die Schritte folgenden Schritte nicht:
- Karte reinstecken
- Pin eingeben
- Karte rausziehen und mit dem Tanken beginnen
- Nach dem Tanken Karte erneut reinstecken für eine Quittung (sofern Quittungspapier vorhanden ist)
Wenn du nach der Pin-Eingabe nicht tanken kannst, wurde die Karte nicht akzeptiert und du kannst eine andere Karte probieren. Wir hatten mit unseren EC-Karten bisher nur 1 mal Probleme, konnten dann aber auf die VISA-Card ausweichen (wir empfehlen EC-, VISA- und Master-Card dabei zu haben, möglichst von unterschiedlichen Anbietern/Banken).
Übrigens: Wenn du mit dem Wohnmobil in Schweden unterwegs bist, wird dir vielleicht der Knopf für LKW an der Dieselzapfsäule aufgefallen sein. Diesen solltest du nur verwenden, wenn du wirklich weißt was du tust!!! Es wird dann deutlich mehr Diesel gepumpt und auch die Zusammensetzung kann vom Standard-Diesel abweichen. Also Vorsicht!
Alkohol am Steuer in Schweden
In Schweden liegt die Alkoholgrenze bei 0,2 Promille. Ab 0,2 Promille wird ein Bußgeld fällig, dass sich an Tagessätzen und dem Einkommen orientiert.
Wer zwischen 0,2 und unter 0,3 Promille bleibt, darf in der Regel seinen Führerschein behalten. Wer mit 0,3 Promille oder mehr erwischt wird, darf seinen Führerschein für 12 Monate abgeben, ab 1,0 Promille sogar für 24 Monate.
Verkehrsschilder in Schweden
Die meisten Verkehrsschilder kennen wir aus Deutschland, auch wenn hier häufig gelb statt weiß verwendet wird. Bei Radar-, Rentier- und Elch-Schildern kann man es sich denken, bei anderen versteht man ihre Bedeutung erst, wenn es zu spät ist. So zum Beispiel unser Lieblings-Straßenschild, das vor einer Bodenwelle warnt.
Wie oft haben wir dieses Schild schon zu spät gesehen und sind mit 30-40 km/h über die Bodenwelle gefahren?! Kühlschrank, Besteckfach, Töpfe und Teller quittieren dies dann mit einem lauten Scheppern und danach ist erstmal neu sortieren angesagt.
Vorfahrtsschilder dagegen stehen innerorts gerne mal nicht vor einer kreuzenden Straße, sondern dahinter – auch hier ist Vorsicht geboten wenn man etwas kurzsichtiger und nicht sicher ist, wer denn nun Vorfahrt hat (im Zweifel immer die Schweden).
Freistehen in Schweden – Allemansrätten
Seit Jahrzehnten kursiert das Gerücht, dass Wohnmobile in Schweden aufgrund des Allemansrätten, also dem Jedermansrecht frei stehen düften. Das stimmt so nicht, denn das Gesetz stammt noch aus einer Zeit, bevor es Wohnmobile gab und besagt lediglich, dass man sein Zelt in der freien Natur aufbauen darf.
Trotzdem sind die Schweden sehr tolerant, was das freistehen, sei es mit Wohnmobil, Van oder Wohnwagen, betrift. Nur in Nationalparks ist das Übernachten strengstens verboten, ansonsten haben wir im Wald, am See oder auf einem Parkplatz ohne Probleme stehen können.
Falls du noch ein paar Plätze suchst, wo du zu Beginn deiner Reise durch Schweden stehen kannst, dann schau doch mal auf unserer Stellplatzkarte vorbei.
Mit Hund in Schweden
Grundsätzlich ist Schweden ein absolut hundefreundliches Land. Das merkt man schon an den Einreisebestimmungen für Hunde in Schweden:
- Kennzeichnung mit Mikrochip (oder deutlich erkennbare Tätowierung – allerdings nur bei Tätowierung vor dem 3. Juli 2011)
- Impfung gegen Tollwut
- Dokumentation in Form eines Haustierpasses, in dem der zuständige Tierarzt alle notwendigen Maßnahmen notiert
- Der Hund muss beim Zoll angemeldet werden
Weitere Infos zum Reisen mit Hund in Schweden hat Nicole auf Moe & Me zusammengestellt: Mit dem Hund nach Schweden.
Wir hoffen, dass wir dir mit diesem Artikel ein kleinen Überblick über das Reisen mit Wohnmobil nach Schweden geben konnten. Hast du noch Fragen? Dann schreib sie gerne in die Kommentare.
2 Kommentare
Hallo,
ihre Seite ist sehr aufschlussreich und aussagekräftig. was mich aber noch interessieren würde wäre, ob es Sinn macht mit einem Wohnmobil von 8,80 Meter in Schweden eine Rundreise für mehrere Monate zu planen?
Ich wäre für eine Antwort von Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
H.W.Rehse
Moin,
bei unserer Reise ist uns eigentlich nichts aufgefallen, was gegen ein längeres Wohnmobil sprechen würde. Die Einreise wird etwas teurer, aber erstmal in Schweden angekommen, gibt es Routen für alle Größen in ne Längen.