Wir stehen in den Startlöchern. Unsere Reise soll bald losgehen. Aber: Obwohl alles so weit ausgemistet ist, die Lieblingsdinge sowieso mitkommen und ein winziger Teil eingelagert wird, sind wir alles andere als bereit. Ein wichtiger Teil fehlte bis letzte Woche Freitag nämlich noch: Das Wohnmobil!
Nur: Um ein Wohnmobil zu kaufen, mussten wir uns vom Caddy trennen. Und das fiel besonders mir schwer.
Ich gebe es gerne zu: Ich hänge mein Herz an Dinge. Nicht immer, und nicht an wirklich alles, aber doch an sehr vieles. Und unser Caddy hatte es nicht leicht mit mir.
Dieser große Betonklotz, der den Namen nicht nur wegen seiner Größe trägt, ist mir am Anfang wenig sympathisch gewesen. Eigentlich wollten wir den Caddy in schwarz. Und vor allem waren wir noch gar nicht bereit für ein neues Auto.
Schmerzhafte Trennung: Goodbye Polo!
Unser erstes gemeinsames Fahrzeug war ein blauer Polo. Oh, wie habe ich ihn geliebt! Ein kleiner Flitzer, der in jede Parklücke passte. Leider verschlang er jede Menge Geld. Reparaturen noch und nöcher, und trotzdem wollten wir ihn nicht weggeben.
Aber dann kam der Tag: Der Katalysator war kaputt. Und wir standen vor der Entscheidung: Geld ausgeben, mehr Geld, als unser geliebter Polo wert war?
Immerhin hat er uns bis nach Schweden gebracht und viele Camping-Urlaube mitgemacht. Oder in den sauren Apfel beißen und viel früher als geplant nach einem neuen Fahrzeug schauen?
Wir entschieden uns für letzteres – und so fand der Caddy zu uns. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedete ich mich von unserem blauen Polo – um mich dann in die großen Sitze unseres Betonklotzes zu versenken.
Camping deluxe im Caddy
Für einen Caddy hatten wir uns entschieden, weil wir noch mehr Campen gehen wollten. Alles sollte seinen Platz finden, aber vor allem entschieden wir uns auch: Wir wollen im Caddy schlafen können, wenn es keine Möglichkeit gibt, das Zelt aufzustellen.
So begann der Ausbau des Caddys und ganz ehrlich: Das war die beste Entscheidung. Nur 140 € Materialkosten, ein Wochenende Zeit – und dafür plötzlich viel mehr Möglichkeiten.
Mit dieser Konstruktion ging es dann nach Krk, in Kroatien. Die erste Nacht auf einem Rastplatz war irgendwie ungewohnt, aber total gemütlich.
Auf Krk selbst übernachteten wir eine Woche über airbnb in einer Wohnung, danach ging es aber für eine Woche auf einen Campingplatz bei Pula.
Hier zelteten wir und schliefen auch im Caddy – je nachdem, wie das Wetter gerade war. Diese Flexibilität war einfach großartig!
Auch auf der Rückreise übernachteten wir wieder im Caddy. Es ist einfach so viel komfortabler, die Konstruktion kurz umzuklappen, die zwei Schlafsäcke & Isomatten auszurollen – und einfach zu schlafen.
Ja, als Camping-Mobil ist der Caddy großartig gewesen. Leider haben wir ihn in den letzten 2 Jahren allerdings kaum nutzen können – die privaten Umstände haben uns am Reisen gehindert und so landete die tolle Konstruktion im letzten Jahr auf dem Sperrmüll (nach einigen, hitzigen Diskussionen, ob das wirklich so sein muss).
Der Caddy als Umzugswagen
Unser Caddy war nicht nur als Camping-Mobil großartig. Er hat mein Herz auch erobert, weil er so extrem geräumig war. 4 Fahrräder transportieren? Kein Problem. Einen Umzug durchführen? Kein Thema.
Wir haben bisher fast alles mit dem Caddy transportiert. Unseren letzten Umzug haben wir sogar komplett mit dem Caddy gestemmt! (Gut, da war auch keine Waschmaschine an Bord.)
Da sich die hinteren Sitze komplett ausbauen lassen, entsteht so viel Platz – nicht nur in der Tiefe, sondern auch in der Breite.
Sogar einen Kleiderschrank haben wir (in Einzelteilen) transportieren können – und waren vor allem jedes Mal bei Ikea glücklich, so ein riesiges Fahrzeug zu besitzen. 🙂
4 Jahre sind eine lange Zeit.
Zugegeben: Die Trennung fiel nicht leicht. Am Anfang fand ich den Caddy unnötig groß, das war aber schnell vorbei.
Man sitzt erhöht, der Hund hat genug Platz (selbst wenn man vollgepackt mit Lebensmitteln nach Dänemark fährt) und dank der akustischen Rückfahr-Warnung hatte ich auch nie ein Auspark-Problem.
Seine Farbe war nie besonders charmant – ich nannte es ein fröhlich-freundliches Betongrau. Der Caddy war absolut sicher, zuverlässig und lag super auf der Straße. Ich habe ihn angetrieben auf der Autobahn, wollte wissen, wie schnell er bergab ist.
Ich habe in ihm gelacht, gesungen (sehr viel sogar), geweint. Ich habe mich geärgert, wenn ich in die kleinen Parklücken nicht vorwärts einparken konnte, weil die Spiegel so riesig waren.
Unser dänisches Re-Import-Kind, dass mit 8 Kilometern auf der Uhr zu uns kam.
Wir haben ihn über 70.000 Kilometer gefahren. Ich hätte nie gedacht, dass er sich so in mein Herz schleicht.
Am Freitag, den 16.02.2018 war es an der Zeit, Abschied zu nehmen. Es tut immer noch weh.
Sein Nachfolger ist ein Wohnmobil. Auch ein Klotz. Ein noch viel größerer sogar, und ein absolutes Wunschkind.
Aber der Caddy und die Erlebnisse, die wir mit ihm hatten – die bleiben unvergessen.